Land der aufgehenden Sonne?

Wer Hohes ersteigen will – unten muss er beginnen. Wer Fernes erlaufen will – den ersten Schritt muss er tun. (Aus Japan)

Montag, Juli 10, 2006

Japan-Knigge

Wen die Beschreibung Tokoys nicht abgeschreckt hat und trotzdem oder gerade deswegen einmal nach Japan reisen möchte, dem sei gesagt, dass es gar nicht so einfach ist, sich mit unseren westlichen Benimmregeln das japanische Prädikat für gutes Benehmen einzufahren.

Deshalb, hier ein „Japan-Knigge“:


1. Man putzt sich in der japanischen Öffentlichkeit nicht die Nase mit einem Taschentuch (Taschentücher höchstens dafür benutzen, um sich die Stirn abzuwischen!), sondern, zieht – im Gegensatz zu dem was uns unsere Mütter, als wir klein waren wohl beigebracht haben – die Nase hoch. Dies zeugt davon, dass man alles unter Kontrolle hat.


2. Das wohl größte Problemfeld, wenn es um das richtige Benehmen geht – egal ob in Japan oder Deutschland – ist wohl „bei Tische“. Man beachte: Nudeln muss man laut aus der Suppe schlürfen, da sich durch den Schlürfvorgang ihr ganzes Aroma entfalten, sonst wird, entgegen Vorurteilen, nicht geschlürft! Vor dem Essen sagt man itadakimasu (dt. ich werde bekommen) und nach dem Essen gochisosama deshita (dt. war schmackhaft und sättigend). Beim Einschenken von Bier, Wein- oder Sake schenkt man sich nie selbst, sondern nur den anderen ein und wartet darauf, bis jemand anders einem selbst eingießt. Schenkt eine höhergestellte Person einem etwas ein, so trinkt man es in einem Zug leer! Zum Umgang mit den Stäbchen: nach den Regeln der „Ogasawara-Schule“, die schon im 14. Jahrhundert galten, nimmt man die Stäbchen zum Essen auf, indem man sie in die rechte Hand nimmt und sie auf Höhe des Brustkorbes anhebt. Daraufhin unterstützt man sie von unten mit der linken Hand, schiebt die rechte Hand nach rechts und dreht sie so, dass sie die Stäbchen von unten her umfasst. Zunächst korrigiert man die Position der rechten Hand, sodass man die Stäbchen bequem hält und lässt dann mit der linken Hand los. Beim Essen mit Stäbchen dient ein Stäbchen zur Unterstützung und wird nicht bewegt, man hält es zwischen Mittel- und Ringfinger. Das zweite Stäbchen wird zwischen Mittel- und Zeigefinger gehalten und mit dem Daumen bewegt.

Zur Veranschaulichung:




Außerdem gilt es Folgendes zu beachten:
Die Stäbchen nicht dazu benutzen irgendetwas aufzuspießen, Speisen von einem Teller/Schale in eine/n andere/n zu befördern, irgendetwas auf dem Tisch zu verschieben oder auf jemanden zu zeigen und auch das Gestikulieren mit Stäbchen in der Hand sollte vermieden werden!
Sehr wichtig: Stäbchen nicht senkrecht ins Essen halten! Auf diese Weise wird dem Buddhistischen Glauben zufolge den Toten das Essen gereicht. Man reiche auch seinem Tischnachbarn kein Essen mit dem Stäbchen weiter, was wieder auf den Buddhistischen Glauben zurück geht, in dem auf diese Weise bei einem Begräbnis-Ritual die Knochen aus der Asche des Verstorbenen den Hinterbliebenen gereicht werden.


3. Die Begrüßung:
Zur Begrüßung verbeugt man sich in Japan voreinander, wie tief hängt von der entgegenzubringenden Achtung und dem Geschlecht des Gegenübers ab. Die Verbeugung wird in drei Kategorien eingeteilt: die leichte, die normale und die höflichste Verbeugung. Der Unterschied ist lediglich der Winkel, in dem man sich verbeugt. Hierbei gilt: je größer die Achtung vor dem Gegenüber, desto größer der Winkel. In den meisten Fällen verbeugt man sich in einem 45°-Winkel, mit 15° verbeugt man sich nur vor vertrauten Personen, wie Familienangehörigen oder guten Freunden. 90° sind bei dem Besuch eines Schreins oder Tempels angebracht. Am besten bei der Verbeugung Hände natürlich herabhängen lassen, der Kopf und Rücken sollten eine gerade Linie bilden.


4. Zu Besuch bei Japanern:
Falls man in das Haus einer japanischen Familie eingeladen werden sollte, gibt es wieder diverse Dinge zu beachten: Seine Schuhe zieht man in einem Vorraum aus und bekommt vom Gastgeber Hauslatschen. Beim Schuhwechsel sollte man beachten, dass man dem Gastgeber niemals den Rücken zukehrt! Falls man auf die Toiletten gehen muss, stehen hierfür meistens extra Latschen bereit (meist in leuchtenden Farben, damit man erkennt, ob man das Wechseln vergessen hat.).
Man sitzt meist auf einer Tatami an einem flachen Tisch auf einem Kissen. Als Mann „darf“ man sich in den Schneidersitz setzen, als Frau auf angehockten Beinen! Vorsicht: wenn man die Beine n Richtung einer anderen Person ausstreckt gilt dies als Beleidigung!


5. Geschenke:
Geschenke spielen in Japan eine große Rolle. Viel wichtiger noch als das jeweilige Geschenk ist dessen Verpackung, die je nach Anlass anders aussieht. Meistens wird zwar weißes Papier benutzt, nur die Farbe des Geschenkbandes (weiß, silber, gold oder schwarz) und die Art das Papier zu falten unterscheiden sich. Im Dezember vor Neujahr werden „Oseibo“ überreicht, im Juni vor Obon, die so genannten „Ochugen“. Meistens werden Lebensmittel verschenkt, in einem Wert um die 5.000 Yen.


Wenn man in einem japanischen Haus eingeladen ist, bringt man ein Geschenk mit, das so genannt „Temiyage“, das sind meist japanische Süßigkeiten, Wein oder Sake. Wenn man hingegen verreist, sollte man Freunden, Verwandten oder Kollegen „Omiyage“ mitbrigen. Die höfliche Form, Geschenke zu übergeben und entgegenzunehmen ist mit beiden Händen!


6.Im Bad:
Auch das „Bad-Wesen“ Japans unterscheidet sich von unserem westlichen. Zum einem sei noch einmal gesagt, dass er verpönt ist, mit Straßenschuhen ins Bad zu gehen! Ein japanisches Bad besteht aus einem Becken oder einer größeren Wanne, gefüllt mit sehr heißem Wasser; einer Dusche, die meist nur knapp über dem Fußboden angebracht ist, so dass man sich mit einem Hockerchen davor setzen kann, um sich gründlich abzuseifen Nach einem gründlichen Abspülen, setzt man sich in die heiße Wanne. Das Wasser darin sollte man deshalb nur gut geseift und gespült „benutzen“, da es noch von mehreren gebraucht wird.

Mittlerweile gibt es in Japan nicht nur die typisch japanische Toilette, sonder auch das „westliche Modell“, aber man findet sie doch gelegentlich, deshalb: immer mit dem Gesicht zur Wand darauf setzen!




Wenn man diese "Regeln" beachtet, kann eigentlich fast nichts mehr schief gehen. Viele Dinge wirken für uns sicherlich auch weniger befremdlich, wenn wir auf sie vorbereitet sind. Mir ist aufgefallen, dass diese japanischen Benimmregeln (abgesehen von dem ersten Punkt) nicht "verrückter" oder unverständlicher sind, als die, die wir befolgen, bzw. befolgen sollten. Ob man nun eine Regel hat, wie man mit Messer und Gabel essn soll, welches Besteck man wofür benutzt, oder ob man einen "eleganten" Weg mit Stäbchen zu essen beschrriebt, macht wohl keinen allzu großen Unterschied.
Während meinen "Nachforschungen" für diesen Post habe ich ein Zitat gefunden, dass man sehr gut auch in unseren Kulturkreis adaptieren könnte, egal ob in Bezug auf besonders gutes Benehmen oder unseren täglichen Umgang mit Menschen: "Wahre Achtung beginnt mit der Geste".



Quellen:

http://www.nichidoku.com/japan-tip-verhalten.cfm
http://www.japan-tipp.de/modules.php?name=Content&pa=showpage&pid=17
http://www.abenteuer-reisen.de/wg/jp/wg_jp__rf25__01.htm


Bilderquelle:

Bild 1, 3, 5, 6:
http://www.japan-tipp.de/modules.php?name=Content&pa=showpage&pid=17

Bild 2 (Verbeugung):
http://www.dihkj.or.jp/de/images/verbeugung.gif

Bild 4 (Geschenk):
http://www.shima7.com/tyu-mon/noshi-oseibo-s.JPG

2 Comments:

Anonymous Anonym said...

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Anonymous Anonym said...

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